Tag 71 - 77 (01. - 08.06.2023) Wetter: warm und sonnig, bis 28°C, mitunter gute Segelwinde
Schon längst hätte ich den Blog fortführen sollen, aber es gibt nicht viel zu berichten, außer von vielen Inseln und noch mehr Buchten, letztlich fahre ich die ohne Plan je nach Windlagen ab.
Im Moment allerdings nähere ich mich der Südspitze Istriens an, vielleicht schaffe ich es, an der Ostseite am Campingplatz von Premantura zu ankern.
1984, noch zu Titos Zeiten, habe ich dort mit meinen damaligen Freunden Jörg Herrmann und Bernd Zühlke, der leider viel zu früh verstarb, auf dem Campingplatz östlich von Premantura Urlaub gemacht. Wir sind dazu mit dem Auto von Jörgs Vater, meinem ehemaligen Geschichtslehrer, fast ohne Pause nach Jugoslawien durchgefahren, wir haben die Tage dort bei herrlichstem Wetter und günstigen Preisen genossen. Für den Campingplatz mussten wir ohnehin nichts bezahlen, das hat der Zelteigner Lothar Wilhelm übernommen, wir mussten allerdings Zelt und Inventar mit nach Dannenberg bringen. Das wurde eng in dem marinogelben VW Passat.
Danach segle ich wieder nach Zadar runter, Silvia und Michael mit Tochter Emely kommen bald mit dem Flieger und dann für 12 Tage an Bord, ich hoffe, dass das Wetter weiter so sommerlich bleibt und sie eine schöne Zeit auf der „Lotus“ mit unvergesslichen Tage verleben.
Am 01.06. hole ich In der Uvala Sabusica den Anker auf, es kommt am späten Morgen Segelwind auf und der bringt die „Lotus“ zur Insel Iz.
Der Törn führt zwischen den Inseln Skolj Veli und Bisage durch, genauer gesagt zwischen den riesigen Fischfarmen an Nord- bzw Südseite der jeweiligen Insel. Und dort tummeln sich Delphine!
Die scheinen zu jagen, sie kreisen in mehren kleinen Gruppen aufgeregt um einige Spots, möglicherweise geflüchtete Zuchtfische, die ihre Freiheit dann nicht lange genossen haben dürften.
In einer kleinen Bucht an der Ostseite der Insel Iz vor dem Inselchen Knezak lasse ich nach einigen Schlägen den Anker fallen und bin hier zunächst wieder allein. Erst später ankert in der Nähe ein deutsches Ehepaar auf einem Chartersegler. Es sind überhaupt viele deutschsprechende Segler unterwegs und die wenigsten scheinen zu wissen, wie gut die Wasseroberfläche den Schall trägt.
Mit dem Dinghi rudere ich die kleinen Häfen von Knez und am nächsten Tag in die Uvala Komaseva und den dortigen kleinen Fischerhafen.
Beide Städtchen haben ihren ursprünglichen Charme beschaulicher Fischerorte erhalten, sie sind touristisch wohltuend unerschlossen.
Nicht zu übersehen ist im Hafen Komaseva ein Denkmal, ein Steinquader, der mit einer Kampfszene zweier Männer aus Metall gekrönt ist. Der Künstler zeigt offenbar einen Partisanenkämpfer, der sich triumphierend über einen soeben getöteten Soldaten erhebt. Warum der Soldat auffallend klein und dick ist und der Partisan wie ein griechischer Held aussieht, erschließt sich mir nicht. Aber vielleicht soll der Soldat an Benito Mussolini erinnern.
Ich kann der Gedenktafel entnehmen, dass hier an den Widerstand der Partisanen der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee im 2. Weltkrieg gedacht wird. Die hoffentlich richtige Handyübersetzung deutet an, dass hier von den 1287 Einwohnern der Insel etwa ein Drittel im Widerstand war, 483 Bewohner wurden interniert und 65 Kämpfer der Partisanen mussten in der Schlacht von Sutjeska/Montenegro ihr Leben lassen.
Die Achsenmächte (Deutsches Reich, Königreich Italien) mobilisierten gegen die jugoslawische Volksbefreiungsarmee eine Offensive mit rund 127.000 Soldaten mit dem deutsche Angriff am 15. Mai 1943 im Durmitor-Massiv im Nordens von Montenegro. Die Partisanen verloren insgesamt 6.391 Mann mehr als ein Drittel ihrer Kämpfer (s.https://dewiki.de/Lexikon/Schlacht_an_der_Sutjeska).
Mich macht das Leid und der Schmerz, den Deutsche mit dem letzten Weltkrieg auch über das Mittelmeer getragen haben, betroffen und ich schäme mich für den Wahnsinn der Naziherrschaft.
Nach dem zweiten Tag in der Bucht wechsele ich auf die Westseite der Insel Iz, muss aber zuvor noch in der hübschen Hafenstadt Veli Iz nördlich von meinem Ankerplatz, um Wasser zu bunkern.
Der Hafenmeister überlässt mir ein Wasseranschluss an einem Kai der Marina und für 10 € nehme ich Frischwasser auf. Dieses Städtchen hat eine schöne Hafenzeile, man sollte dort noch einmal hin.
Anschließend ankere ich wieder in einer kleinen Bucht, wo Ruhe und Abgeschiedenheit wohltuend sind. In meiner Nähe ankert nur eine Hallberg Rassy, später am Abend gesellt sich einer weiterer Segler in die Bucht. Die Sonnenuntergänge sind bezaubernd.
Es geht weiter an die Nordspitze der Insel Dugi Otok (= Lange Insel), um dort in einem Ankerfeld in der großen Bucht von Zaljev Pantera die Nacht zu verbringen. Der Plan, näher am Ort Veli Rat zu ankern, scheitert wieder an den weitflächigen Bojenfeldern, natürlich alle kostenpflichtig. So dinghi ich Abends um die Landspitze herum in die kleine Stadt Veli Rat, dessen Hafenbebauung auf Tourismus ausgelegt ist, dennoch mit kleinen Gassen um eine Kirche herum mit altem Charme beeindruckt.
Die nächste Ankerbuchten sind an der Insel Ist gelegen, dort liege ich bei herrlichsten Wetter zunächst in einer nördlichen, tags darauf in der südlichen Bucht, dazwischen liegt das Städtchen Ist mit seinen verwinkelten Gassen. Hier scheint sich die Zeit etwas langsamer zu drehen, es fehlt der Autoverkehr und schon dadurch wirkt alles gelassener, auch die Katzen können in den Gassen herumlungern.
In der Nordbucht gehe ich in an deren Ende an Land und bin wieder erschrocken über den Plastikmüll, von einer Kinderpuppe, passend daneben ein Plastikschild mit Aufdruck „Toxic“, Flaschen, Leinenreste, Feuerzeuge, alles was man so in das Wasser wirft.
Auf dem Weg von der Nordbucht nach Süden ankere ich zum Schwimmen in der engen Bucht von Mavrela (Punkt 4 auf der Karte) , wo eine Informationstafel nahe des kleinen Strandes auf die Reste einer Besiedlung aus dem 15. – 16. Jahrhundert hinweist und nicht geklärt ist, wer diese Bucht besiedelte. Diese kleine Bucht könnte ein wichtiger Stützpunkt für Seefahrer gewesen sein, wo möglicherweise Trinkwasservorräte aufgefüllt wurden. Es bleibe alles mysteriös, ebenso wie der Name der Bucht, die Tafel weiß nichts konkretes zu berichten, schade.