Tag 83 - 89 (14. - 20.06.2023) Wetter: warm und sonnig, bis 28°C, teilweise Starkwind (Bora), ansonsten kaum vernünftige Segelwinde
Nach der Uvala Sunfarni fährt die „Lotus“ in die nächste Badebucht, es ist wieder kein Segelwetter. So ist es dieses Mal die Uvala Lojisce auf der W-Seite der Insel Silba und es ist wieder hübsch hier, einsam und zu klein für mehrere Boote.
Das herrliche Wasser, klar und frisch, lädt zum Baden ein, man könnte es tagelang aushalten, aber ich muss weiter in Richtung Zadar, Bruder Michael mit Familie möchten am Abend des 21.06. abgeholt werden.
So verlasse ich diese kleine Bucht und fahre weiter nach S bis in die Bucht oder eher Fjord von Brgulje, dem südlichen Zugang zur Insel Molat und dem gleichnamigen Städtchen.
Der Törn dahin wird zum Bora-Segeln mit Windstärken bis zu 6 Bft., einer Menge Böen mit teils einfallenden Winden bis hinunter auf 3 kn. Ich stelle dennoch fest: Borasegeln macht Spaß! Wenn es zwischen den Inseln stattfindet und sich keine hemmende Welle aufbauen kann, die Sonne scheint und man in Shorts dieses Phänomen genießen kann. Ich habe an dem Nachmittag einen prächtigen Halbwindkurs und stelle fest, dass die „Lotus“ dann richtig schnell wird, trotz angehängtem Dinghi und Festprop. Und der Wind dämpft die Hitze, die schon vormittags bei 25°C steht, es ist fast frisch.
So lasse ich mir das gefallen und ich habe nicht wie in der Nacht von Istrien kommend das Gefühl, dass mich die Wellen auffressen wollen, grauslich wars!
Und zwischendurch bekomme ich noch einen kleinen Segelgast mit langen „Antennen“, der offenbar eine Pause brauchte, denn er pumpte mächtig vor sich hin und brauchte eine Weile, um sich zu erholen, dann fliegt er weiter.
Nur frischt es gegen Abend doch zur Windstärke 7 in dem Fjord von Brgulje auf und es finden sich noch andere Segler ein, die Schutz gegen die von Norden stürmende Bora suchen. So geht es auch durch die Nacht und erst tags darauf, am Samstag, beruhigt es sich allmählich.
Ein schwedischer Segler auf seiner Halberg Rassy neben mir muss seine Position mit Anker neu setzen, der hält nicht und der Segler driftet langsam in mein Schwojekreis. Der Rocna-Anker der „Lotus“ dagegen hat mich nicht im Stich gelassen.
Trotz der sechsfachen Kettenlänge im Verhältnis zur Tiefe von 7 m hat man bei 6 Bft. mit Böen von 7, das Gefühl, dass die Bora das Boot beständig und recht zügig von einer Seite auf die andere drückt, jeweils soweit wie es die Kette zuässt. Es sind diese ständigen Böen, die das Ankerliegen und gleichzeitige Kochen schwierig werden lässt; ich muss mir etwas mit einer Topfhalterung überlegen.
In der Ortschaft Molat am Ausgang der Bucht kann ich Wasser bunkern, 100 l für 7 Euro, das ist okay. Der Ort ist einer von vielen kleinen Städtchen der kroatischen Inselwelt, denen wahrscheinlich nur in der Saison etwas Leben eingehaucht wird. Ein Cafe, ein Restaurant, eine Kirche, ein offener Schuppen am Kai, in dem frischer Fisch angeboten wird (leider war keiner anwesend) und ein paar Siedlungshäuser, die in den Hang hinein gebaut wurden. Überschaubar, aber ruhig und entspannend.
Nach dem Wasserbefüllen kann ich anständig segelnd am Nachmittag die Badebucht Juzna Luka am Westrand der Insel Ugljan erreichen, es passt zeitlich mit dem einschlafenden Wind. Dieser Zustand hält auch noch den ganzen Folgetag an und so liegt die „Lotus“ zwei Nächte in der Badebucht unterhalb des Städtchens Muline mit den gleichen Eigenschaften wie Molat.
Muline lässt sich fußläufig von der Badebucht nach N innerhalb von 10 Minuten erreichen, die einzig offene Gaststätte ist überfüllt, ich mache ein paar Bilder im Ort und koche doch selbst.
Im Ort gehe ich wieder durch die Gassen hinter der der Hafenbebauung und stoße dort auf einer frisch gemähten Wiese auf Mauerreste. Ein Schild weist auf die Ruinen einer Basilika des Heiligen Johannes aus dem 5. Jahrhundert hin. Es sind mehrere Grundmauern alter Gebäude auszumachen. Leider gibt es keine weiteren Informationen zu der Ansiedlung, auch nicht zu einem Grab mit einer wuchtigen Steinplatte darauf.
Das Internet kann mit einigen Informationen aufwarten, so wird auf der Web-Seite https://www.yacht-rent.de/muline-an-der-quelle-des-olivenols von einem ehemals florierenden Olivenhandel in Muline berichtet. Zudem finden sich auf dieser Seite schöne Übersichtsaufnahmen der Buchten, auch vom Südstrand Juzna Luka mit dem Ankerfeld.
Der nächste Tag soll mich näher an Zadar bringen und nach einigen Segelversuchen bei 1 Beaufort (in Böen 2) motort die „Lotus“ in die Uvala Luka der Insel Dugi Otok und direkt vor die Pension „buffet Alan“, wo ich abends lecker Fisch serviert bekomme.
Da sich kein Wind bei dieser Hitze von fast 30°C regt, bade ich aber erst und entspanne in der Plicht, um anschließend durch das Dorf zu wandern. An einer kleinen, fast versteckten Kapelle treffe ich auf eine ältere Dame, die neben einem etwa gleichaltrigen Herrn auf einer Bank unterhalb der Tafel zur Beschreibung der heiligen Stätte sitzt.
Sie heißt Frau Bubica, wie sich im weiteren Gespräch herausstellt und passt an der nahen Badestelle auf ihren Enkel auf, der hin und wieder angewetzt kommt und etwas Wichtiges zu berichten hat.
Sie übersetzt mir grob von der Steintafel, dass die Kapelle für Seereisende unter dem Schutz der Heiligen Nikola von Bürgern des Ortes gestiftet und 1925 erbaut wurde.
Ich frage Frau Bubica zu den vielen Gedenkstätten, die ich auf einigen Inseln gesehen habe und sie weißt mich auf die Säule am Hafenbecken hin, wo auch ihr Familienname sieben Mal eingraviert ist.
Sie will nichts von Scham hören, ich sei ja nicht verantwortlich für das Grauen, das Deutsche und Italiener ab 1943 auch über die kroatischen Inselwelt brachten und zudem seien es Denkmäler, die die Verstorbenen ehren, eine etwaige Betroffenheit der Nachkommen von Nazideutschland sei nachrangig, die Gedenkstätten dienten allein dem ehrenvollen Erinnern.
Ich schaue mir das Denkmal an und finde tatsächlich die Namen Bubica mehrfach in der Auflistung und auch auf dem nahegelegenem Friedhof entdecke ich später eine Familiengrabstelle, sogar mit einer Büste eines jungen Herrn Bubica darauf.
Etwas nachdenklich verabschiede ich mich von den beiden und gehe noch ein wenig durch die Gassen. Abends am Tisch bei „Alan“ sehe ich unten auf der Straße vor der Pension die Frau Bubica vorbei gehen, sie winkt mir freundlich zu.
Es geht heute am Dienstag weiter in die nächste Bucht, die Uvala Sabusika, wo ich schon einmal in Nähe der Brücke zwischen Ugljan und Pasman ankerte. Von hier aus fahre ich morgen nach Zadar, um Mick und Silvi mit Emely vom Fährhafen abzuholen, wo das Boot auch noch Diesel bunkern muss.
Mit Tynke und Hidzer habe ich vor ein paar Tagen telefoniert. Es geht ihnen gut und sie kommen nach der kleinen Heimreise wegen der Beerdigung des Nachbarn gut voran und sind mir ihrer „Nocht“ schon weit nördlich von Dijon auf dem „Canal entre Champagne et Bourgogne“ und haben jüngst eine Tunnelfahrt hinter sich gebracht, s. https://nochtopreis-blogspot-com.translate.goog/2023/06/door-de-tunnel-en-sluis-nr-1-naar.html?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp (Die google-Übersetzung hat einige Fehler und kann auch mit dem Namen „Nocht“ nichts anfangen!). Dennoch, lesenswert!