Tag 108 – 113 (18. - 22.07.2022) Wetter: sommerlich heiß, bis zu 32°C, windig bei 2 - 5 Bft.
Das Schwarze Meer, der zweite große Teil dieser Reise, braucht zwei wichtige Feststellungen:
Zum einen ist das Meer natürlich nicht schwarz, es ist türkisfarben und zweitens: es gibt Delphine!
Schon am ersten Fahrtag vom Portul Tomis/Constanta nach Mangalia bemerke ich im Augenwinkel am Boot etwas großes und silbernes auf- und abtauchen.
Gleich darauf bin ich sicher, die Rückenflosse vorne in der Bugwelle an Steuerbord ist ein Delphin und nicht weit von diesem sind weitere. Ich kann es nicht fassen, hatte ich damit hier noch nicht gerechnet!
Es ist schwer zu erklären, liegt es an „Flipper“, diese Fernsehserie aus den 60er, oder an den sagenhaften Geschichten, dass diese intelligenten Tiere ertrinkende Seeleute retten; es regt sich ein beglückendes Gefühl beim Anblick diese eleganten Erscheinungen.
Auch im Hafenbecken von Mangalia ist abends ebenfalls ein Trupp Delphine unterwegs und auch am folgenden Tag begleiten sie unsere Boote, leider sind die Augenblicke nur kurz, zu kurz, um im Bild festzuhalten, aber das gelingt mir noch!
Zurück zu Constanta. Wie schon beschrieben, treffe ich dort auf Tynke und Hidzer mit ihrer unter niederländischer Flagge laufenden „Nocht“ (friesisch: Glück, Zufriedenheit), die dort den Mast stellen lassen und einige Restarbeiten bis hin zum Einpflegen der Segel zu erledigen haben.
Dazu muss Tynke auch in den Mast, um darin Verdrehungen der Leinen zu richten, sie hat offenbar Übung und lässt sich von ihrem Mann furchtlos zu den Salingen hochziehen.
Von Tynke bekomme ich als Leihgabe eine so genannte Japanflagge (im Flaggenalphabet die Zahl 1) als internationales Kennzeichen für Einhandsegler und ein dickes Handbuch für das Fahrgebiet Kroatien, Slowenien, Montenegro.
Die Flagge soll andere, z.B. bei Anlegemanöver, animieren, dem Alleinsegler jedwede Unterstützer anzubieten. Mal sehen, ob das klappt!
Noch auf der Fahrt am Ende der Donau und in Constanta stelle ich beim Funken mehrfach fest, dass ich zwar alle Funkteilnehmer im weiten Umkreis hören kann, diese mich aber nicht aufnehmen können.
Dieses einseitige Vergnügen hat den Fehler möglicherweise im Stecker der Antenne im Masttop, der so im Moment nicht zu beheben ist. Fehler in der Verkabelung im Boot kann ich ausschließen,
Als ich mich beim Hafenkapitän in Mangalia über Funk nicht anmelden kann, ist dort gleich nach Anmeldung im Hafenbüro Bastelarbeit angesagt.
An meine Kurzantenne, die auf dem gelegten Mast klemmte, löte ich eine Verlängerung an, um die Funkantenne wegen der Reichweite möglichst hoch im Mast anbringen zu können.
Tynke erklärt sich bereit, auch in den Mast der „Lotus“ zu steigen, wo sie die Kurzantenne mit Kabelbinder und Gaffa festtüdelt.
Der Test am nächsten Tag ist erfolgreich, man versteht mich wieder!
Während der Lötarbeiten machen es sich an meinem Stegkopf zwei rumänische Angler auf ihren Klappstühlen gemütlich. Ich kann viel Glück wünschen und wenig später reicht mir ein dritter Angler vom Nachbarsteg ein kühles Bier in die Plicht und nach der Bastelei bekomme noch 4 kleine Fische von ihnen geschenkt.
Die nehme ich fachmännisch aus (Artur hat diverse scharfe Fischmesser überlassen) und in Fett und Kräutersalz zu getoastem Weißbrot und einem Bier ergibt das ein sehr leckeres Abendessen.
Wie gesagt, solche Nettigkeiten scheinen hier selbstverständlich zu sein.
Der Folgetag beschert uns Konvoifahrer ein 10-Stunden-Törn bei nahezu achterlichen 4 – 5 Beaufort und einer Welle, die ich mit gefühlt 3 Meter übertreibe. Das ist eine derart anstrengende Fahrt, dass ich über deren Ende in Balcik heilfroh bin.
Dieser Ritt erfährt keine Unterstützung von meinem elektronischen Steuermann, der ist mit diesen widrigen Verhältnissen komplett überfordert und so sitze ich abwechselnd ständig an der Pinne hinten in der Plicht oder auf dem Sitz mit dem Steuerrad.
Nur kurze Momente kann ich die Steuerung loslassen, die Wellen von achtern schmeißen das Boot ansonsten unbeeindruckt aus der Fahrlinie, die mit der Genua nicht einmal ansatzweise durchgängig gehalten werden kann.
Aber, wieder ist eine Gruppe von Delphinen an den Booten, die sich in den Bugwellen vergnügen. Das ist die Entschädigung.
Am Morgen vor dieser Fahrt klarieren wir in Rumänien aus, die Lage des – wie immer – durch nichts gekennzeichnete Polizeigebäude erfragen wir beim Anmelden bei der Hafenkapitänin, und ein neues Formular füllt die Dokumententasche. Man kann sich an diese Amtshandlungen gewöhnen, auch wenn es hier etwas länger dauert. Gut, dass wir schon um fünf aufgestanden sind.
In Balcik sind wir am Ende dieses anstrengenden Segeltages in einer Marina mit anderen Segelbooten in einem Ferienressort fest.
Abends verweilen unzählige Menschen auf der Uferpromenade und in den Lokalitäten, es scheint Ferienzeit zu sein, man flaniert gut gekleidet und in ebensolcher Stimmung. Es herrscht diese Gelassenheit unbeschwerter Sommertage, die Hitze des Tages wird von einer leichten Seebrise verweht.
Heute starten wir gegen 07.00 Uhr in eine Kurzstrecke von 18 sm nach Varna, die seglerisch nicht herausfordert, es ist ein angenehmer Halbwindkurs auf Steuerbordbug und letztem Drittel auf einem Amwind-Kurs bei wolkenfreien 27°C und runden 3 Beaufort.
Allerdings meldet der Autopilot Fehler und steigt ständig mit einer Meldung im Display aus, wo auf Unterspannungen hingewiesen wird.
Ich habe keine Ahnung, wo sein Problem ist, aber das werde ich heute noch beheben.
Und so vergeht ein weiterer Abend am Schwarzen Meer:
Die Strecke der ersten Tage nach der Donau:;
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