Rest MLK

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:...
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Rest MLK, RHK (Rhein-Herne-Kanal), dann DEK (Dortmund-Ems-Kanal), Rhein bis Düsseldorf (Tag 9 - 10)


Wetter: kalt bei 05 – 10°C, windig 3 – 5 Bft., typisches Aprilwetter mit Regen, Sonne, Hagel, heftige Böen im steten Wechsel

Der MLK ist durchaus kurzweilig, allein schon wegen des regen Frachtschiffsverkehrs. Hin und wieder kommt mir ein Motorsportboot entgegen. Mit gelegtem Mast Richtung Süden scheine ich der Einzige zu sein.

Thema Tanken. Der 200-l-Dieseltank ist zur Hälfte aufgebraucht, er verlangt nach Füllung. Mittels eines Trollies (Danke Familie Kleckner und Nico für den Tip) konnte ich von der fußläufig erreichbaren Tankstelle in Senden 90 l in 3 Touren zum Boot trollern. In dieser Zeit fiel der Dieselpreis von über 2,03€ auf 1,96€ (bei der letzten Tour!).

Dazu ist anzumerken, dass Betankungen an Bunkeranlagen, also Marinetankstellen, gewöhnlich mit ca. 50 Cent/Liter teurer sind, da kommt heuer wenig Freude auf!

Um noch weitere Tips loszuwerden: Die Bastelei mit der Terrassenbohle als Fenderbrett hat sich als vorteilhaft erwiesen. Für Anlegestellen zur Nacht bieten die Kanäle zahlreiche Anlegemöglichkeiten in den Städten, in der Nähe von Brücken sowie Wendebereichen an, leider zumeist mit Spundwänden, wo die Fender nämlich in den Sicken verschwinden.

Mit Beginn des Ruhrgebiets haben mich die Vielzahl an Brücken beschäftigt, wie gesagt, man hat Zeit, alles in Ruhe aufzunehmen. Einige Brücken aus Datteln und Essen sind in den Bildern zu finden, die Architekten durften sich offenbar austoben!

Zur Statistik: Die Anzahl der genommenen Schleusen erhöht sich auf 13 – 17 (Herne Ost, Wanne-Eickel Nord, Gelsenkirchen, Oberhausen, Duisburg).

Am 10.04.2022, gg. 12.10 Uhr, erreiche ich endlich den Rhein in freudiger und leichter Aufregung.

Die legt sich aber schon nach dem ersten Kilometer zu Berg. Die Fließgeschwindigkeit und Strömung gegenan beträgt 5 – 6 kn (kn x2 -10% ≈ km)!

Um bei noch angenehmen Drehzahlen des Diesels zu bleiben, komme ich nur mit ca. 2 – 2,5 kn voran und das in einem schlingernden Zick-Zack-Kurz, da der Riss des Bootes mit seinem Kielschwert der starken Strömung ständig auszuweichen versucht.

Die Revierzentrale Duisburg gibt kurze Zeit später die üblichen Pegelstände mit Prognosen des Rheins sowie anliegender Fließgewässer mit eklatant steigenden Wasserständen durch. In einem Telefonat mit der Leitzentrale lässt man mich wissen, dass eine Welle mit noch höheren Wasserständen zu erwarten ist, die hauptsächlich durch Schmelz- und Regenwasser aus der Mosel verursacht wird. Man rät zur Pause, nach 3 – 4 Tagen sei die Welle bei Köln/Düsseldorf durchgeschwappt (http://10tagerhein.bafg.de/Duesseldorf_10Tage.pdf). Der jetzt schon hohe Wasserstand mit nicht mehr sichtbaren Buhnen wurde aber zur Falle, eine Grundberührung bei Rhein-Km 757,8.

Wegen der Strömung gegen an ist man versucht, die Kurve möglichst eng an der Innenseite zu nehmen, dort ist sie nämlich deutlich geringer. Dass nur jeder zweite Buhnenkopf mit einem grünen oder roten Fahrwasserzeichen bestückt ist, ist mir wohl entgangen. Und dass das Ziehen einer Geraden zwischen zwei Punkten und deren Befahrung sich oft rächt, weiß man auch. Der Blick in die Karte hätte das Malheur ebenfalls verhindert. Ganz klar: mangelnde Seemannschaft!

Das Aufsetzen den Kiels auf die Steine des Buhnenkopfs macht ein Geräusch, was nicht nur das Boot erzittern lässt. Nach einer Schrecksekunde und den darauffolgenden zur Lageeinschätzung blieb nur das Umwerfen des Ruders Richtung Flussmitte und der Rückwärtsgang mit erhöhter Drehzahl (Hebel auf den Tisch!). Zusammen mit der Gegenströmung war das Boot kurz darauf vom Hindernis gezogen.

Ruder und Propeller laufen weiter einwandfrei, nur am Kiel dürfte „der Lack ab sein“, d.h. es werden bei Gelegenheit die Kontaktstellen mit etwas Epoxy und Antifouling ausgebügelt werden müssen.

Die Vorstellung, dass so etwas zu Tal passiert…

Der Tag war eigentlich schon gelaufen und nach einigen entgegen schwimmenden Holzstücken und ganzen Bäumen, denen ich nur zum Teil ausweichen konnte und der am westlichen Rheinufer versinkenden Sonne bin ich übelst gelaunt im Düsseldorfer Hafen eingelaufen und konnte an einer Anlegeplattform für Bunkerschiffe vor einem ehemaligen Behördenschiff festmachen.

Dessen Eigener, der Jan, entpuppte sich als ein sehr sympathischer Typ rheinländisch-freundlicher Art, der die Festmacherleine annahm und mit dem ich nach dem Klarieren des Bootes ein herrlich entspannten Abend auf seinem Boot vor einem bollernden kleinen Kohlenofen und der nächtlichen Skyline von Düsseldorf verbringen durfte.

Jan ist Schreinermeister mit eigener Firma und im Besitz eines ausgemusterten und hervorragend ausgebauten Behördenbootes. Er ist Dauerlieger an dieser Bunkeranlegestation und hat auf dem Anleger einer Raffinerie quasi die Hausmeisterrechte und neben einer überdachten Bootsgarage mit Bartresen eine Terrassenanlage mit Außendusche, Kübelpflanzen, Gemüsehochbeete so ziemlich alles, was urlaubsmäßige Entspannung bedarf. Für seine Gesellschaft sorgt ein brütendes Wangenentenpaar.

Schreibe einen Kommentar