Tag 131 - 142 (01.- 08.08.2023) Wetter: sommerlich heiß bis 31°C, gelegentliche Gewitterfronten
Reise-Km 107 - 331
Von Marinkovac segelt die „Lotus“ weiter in Richtung Italien bzw. zu einem Absprungort, um die ca. 70 sm nach Süden an den „Stiefelsporn“ bei einem günstigen Wetterfenster auszunutzen. Deshalb ist der nächste Halt in der Hafenstadt Vela Luka auf der Insel Korcula, wo ich auch Wasser bunkern kann und die Vorräte auffüllen werde.
Der erste Versuch dazu misslingt am Mittwoch, 02.08., der Marinero erwidert am Anleger der Marina auf Zuruf, dass ich dort die Mindestzeit von einer Stunde für 35€ buchen müsse, zwei Stunden kosten dann „nur“ 45€. Ich verzichte und er bedeutet mit, dass ich dann verschwinden möge. Irgendwie habe ich das Gefühl einer unfreundlichen Behandlung.
Die „Lotus“ geht vor der Stadt in einer kleinen Bucht an einer Boje, die am Nachmittag mit 17€ für die Nacht von städtischen Bediensteten abkassiert wird, das ist okay.
Das Wetter entwickelt sich ungünstig, von Nordwest wird ein Tiefdruckkeil mit einem Trog und damit einhergehenden heftigen Zirkulationen über die mittlere Adria hinwegziehen, ich verbringe die nächsten zwei Tage an der Boje und bin ebenso frustriert wie Karin und Olli, die ihre letzten Urlaubstage bei Schwerwetter dahinschwinden sehen, sie hängen mit der „Kiki“ in Stari Grad an der Westseite der Insel Hvar fest.
Ich nutze den Donnerstag für den Einkauf und motore mit dem Dinghi in die Stadt, wo ich am Stadtkai nahe der Tankstelle festmache. Dort frage ich für Wasser nach, die städtische Hafenkante hat Versorgungssäulen. In der Tanke gibt man die Auskunft, dass städtische Angestelle am Vormittag die Säulen freischalten.
Die Hafenstadt Vela Luka hat eine prächtige Hafenzeile mit Palmen und den üblichen Lokalitäten, die Häuserzeilen dahinter sind dagegen ein wenig vernachlässigt.
Ansonsten nehme ich ein Cappuccino und kann im „Konzum“ einkaufen.
Mit der „Lotus“ fahre ich tags darauf zu diesem Stadtkai und treffe auf eine sehr freundliche Angestellte, die mir den Zugang zum Wasseranschluss freimacht, die Füllung kostet 4,50€, das Anlegen dafür ist frei. Geht auch so!
Ich hatte eigentlich vor, anschließend weiter nach SW zu verlegen zur nächsten kroatischen Insel Lastovo. Ein Blick in den „Beständig“ macht deutlich, dass die gesamte Insel ein Naturpark und der Besuch des Eilandes damit kostenpflichtig ist, für die Bootslänge bis 10m wäre ich mit 37€ dabei. Zusätzlich sind u.U. noch die Kosten für den Liegeplatz oder eine Boje zu entrichten.
Ich verzichte und fahre dafür nur ein kleines Stück an die nach W ausladende Uvala Poplat, wo ich mit nur einer weiteren Yacht vor Anker im glasklaren Wasser nahe dem Badestrand liege.
In der Nacht zerrt allerdings ein massives Gewitter an der Kette, ich schlafe kaum und werde am Morgen durch unangenehmen Schwell in der Bucht wach.
Nebenbei: In einem Segelpodcast von Thomas Käsbohrer und Ümit Uzun („Segeln ist Meer“, eine echte Empfehlung!) wird auf die Webseite https://www.blitzortung.org/ hingewiesen, die zwar nicht für Vorhersagen taugt, aber weltweit den Zug von Gewitterclustern in Echtzeit visualisiert.
Der Trog scheint damit aber durch zu sein, die Windrichtung hat sich auf NW geändert und die Wettervorsagen deuten an, dass sich ein stabiles Fenster mit frischen Winden für die Überfahrt nach Italien auftut, am Ende des Törns werden die vorausgesagten Gewitterfronten vor Italien hoffentlich abgezogen sein.
Dem ist dann aber nicht so, ich muss zwei Mal für etwa eine Stunde vor den schweren Winden und den heftigen Wellen nach Osten gehen und bin froh, dass ich wegen der zumeist rabenschwarzen Nacht und dem prasselnden Regen deren Höhe nur vage einschätzen kann.
Mit der aufgehenden Sonne erreiche ich gut durchgeschüttelt den Hafen von Vieste und damit die Italiens Ostküste am „Stiefelsporn“, kann in einem Sportboothafen anlegen, ein wenig schlafen und dann am frühen Abend die beeindruckende Altstadt genießen.
Diese stellt selbst die von Trogir in den Schatten, da sie auf der Steilküste zu schweben scheint. Alle Gassen nach Osten mit zahlreichen kleinen Gaststätten und Weinstuben, Kleinkunst und auch Käse- und Weinhandlungen und vielen Läden mehr enden nach Osten nach einigen Ecken und Treppen an der schmalen Promenade der steilen Küstenkante.
In einer Pizzeria mit grandiosem Ausblick gönne ich mir zu lecker Rotwein eine Pizza „Quattro Formagio“, einer der besten, die ich je aß; sie können es halt!
Ich schlendere zurück zum Boot durch ganze Ströme von Altstadtbesuchern, es wird langsam dunkel und ich bin umgehend in der Koje, Schlaf nachholen.
Gegen 11.00 Uhr am Montag startet die „Lotus“ nach Süden und gegen Mitternacht kann ich im Industriehafen von Bari hinter einer englischen Yacht festmachen.
Diese Strecke kann ich mit achterlichen Winden fast bis zum Ende durchsegeln und bin dabei mutterseelenallein. Nur einmal mache ich in der Ferne eine andere Segeljacht aus, ein ganze ungewohntes Szenario, nicht eine einzige Charterjacht!
In dem riesigen Hafenareal von Bari bitte ich nach der Einfahrt bei mächtigem Schwell den Harbourmaster über Funk um einen Liegeplatz. Er hat keinen und ich bin einigermaßen fassungslos, weist die Karte doch wenigstens drei Marinas für Sportboote aus. Ersatzweise gibt er vier Telefonnummern durch. Während ich einen Kreis nach dem anderen in dem riesigen Hafenbecken drehe, wähle ich Nummer für Nummer. Soweit ich das verstanden habe, sind zwei Nummern inkorrekt und bei den anderen Verbindungen nimmt keiner ab. Ich bedanke mich beim Harbourmaster für den Service und fahre ein Stück in Richtung einiger Sportbootanleger, die aber offenbar alle voll belegt sind. In der Dunkelheit entdecke ich an der Innenseite eines langen Wellenbrechers neben zwei Arbeitsschiffen eine Segeljacht, hinter der ich die „Lotus“ gegen Mitternacht am Kai festmachen kann.
Der Wetterbericht für den folgenden Tag weist schwere NO-Winde auf, ich hoffe, dass ich hier für eine weitere Nacht liegen bleiben kann.