Ferragosto die katholische Kirche begeht an diesem Datum den Feiertag Mariä Himmelfahrt. Aus Leuca habe ich noch ein paar Aufnahmen von den Sehenswürdigkeiten in Hafennähe. Da ist zum einen der aktuell nicht laufende Wasserfall, der vom faschistischen Regime 1939 fertiggestellt wurde Die Wassertreppe mit der römischen Säule soll vone Benito Mussolini installiert worden sein.
Geht man diese Kaskadenanlage, die mich an die Wasserspiele der Kasseler Wilhelmshöhe erinnern, hinauf, erreicht man das Santuario (Wallfahrtskapelle) Santa Maria und den Leuchtturm von Leuca. Im den gesamten Platz wird die Andacht über quäckige Lautsprecher übertragen.
Von dort oben hat man einen fantastischen Blick in Richtung Hafen und die wuselige Stadt, in der ich in einen kleinen Laden ohne Selbstbedienung Brot und den wohl besten Parmesankäse weit und breit kaufen kann. Man fühlt sich in dem Laden um Jahrzehnte zurückversetzt, es ist phantastisch und ich lass mir noch eine Tüte Gebäck, nämlich Mürbekringel mit Zwiebeln und Schinkenstückchen aufdrängen, eine apulische Spezialität, die sich ganz besonders gut zu einem kühlen Bier genießen lässt.
Schon bevor ich in Leuca ankomme, bemerke ich, dass meine linke Gesichtshälfte anschwillt, sich links der Nase Pusteln bilden und die linken Zahnleisten druckempfindlich werden. Ich kühle das mit Eiswürfel und schmiere Bepanten, es scheint eine allergische Reaktion auf irgendetwas zu sein.
Dennoch fährt die „Lotus“ am nächsten frühen Morgen die 70sm über den Golf von Tarent nach Crotone, wo ich am frühen Morgen gegen 03.00h an der Marina der Familie Carmar festmache und erst einmal ein paar Stunden schlafe bis mich der Firmenchef Carlo am Boot begrüßt.
Der sieht mein Gesicht und befindet, dass ich medizinische Hilfe brauche.
Es ist jedoch an diesem 15.08. „Ferragosto“ den Feiertag zur Mariä Himmelfahrt der katholischen Kirche und der medizinische Dienst und nur wenige Apotheken sind offen. In dem chaotischen Stadtverkehr der wirklich nicht hübschen Innenstadt von Crotone fährt er dennoch mit mir zum Stadtrand, wo ich in einer Apotheke mit Spritzen und Ampullen eines Cortisonpräparates und einer Salbe mit diesem Wirkstoff versorgt werde.
Der nette Carlo fährt mich zurück und ich mache mich am nächsten Morgen nach dem Dieselbunkern für 2,20€/Ltr. auf den weiteren Weg nach Süden.
In der Nacht fällt der Anker an einem Strand ca. 70sm weiter an der Ortschaft Siderno, von wo ich am nächsten Morgen gegen 5 Bft. ankreuzen muss, kaum Raum mache und in einer hakeligen See unter Motor so genervt bin, dass ich ca. 12sm später aufgebe und wieder vor dem Strand, dieses Mal vor dem Badeort Bianca ankere.
In Bianca, nicht unbedingt eine Perle der kalabrischen Küste, kann ich aber meine Vorräte auffüllen und später noch eine dieser leckeren Pizzen, die wahrscheinlich nur in Italien so köstlich sind, genießen.
Am nächsten Morgen nach dem Frühbad im kristallklaren Wasser soll die Straße von Messina in Angriff genommen werden.
Dazu lässt sich in denm Revierführer nachlesen, dass dort eine massive Strömung von bis zu 5,5kn im nördlichen Viertel je nach Tide mit oder gegenan stehen kann. Diese Gezeitenströmung hängt mit der von Gibraltar so zusammen, dass von Süd nach Nord fahrend etwa 1 Std. und 45 Minuten das fallende Wasser für massive Unterstützung sorgt, bei auflaufendem Wasser käme ich nicht mehr hinaus.
Mein Fenster beginnt ab 03.30 Uhr und ich kann gegen 01.15 Uhr etwas unterhalb von Reggio Calabria zwischen zwei anderen Seglern den Anker fallen lassen.
Die Fahrt in den beginnenden Abend hinein in die Straße von Messina wird wegen der 6 Bft. anstrengend, der Wind kommt mit massiver Welle von vorn, ich muss kreuzen, komme deshalb erst rechts spät zum Ankern.
Der Anker fällt, es gibt schnell noch Nudeln und ich kann noch ein wenig schlafen, rechtzeitig ist das Ankereisen hoch und unter Motor nehme ich an der Festlandseite rechts des Verkehrstrennungsgebietes den Weg nach Norden, wo mich dann in Höhe der Stadt Archiein Schub von hinten einnimmt, der sich stetig steigert bis ich auf dem Display 8,2kn ablese und es nicht fassen kann. Diese Geschwindigkeit über Grund ist doppelt so schnell wie die Logge mit der Geschwindigkeit durch das Wasser anzeigt, faszinierend.
Am Ausgang der Straße erfassen mich noch einige Verwirbelungen, die nun aufgegangene Sonne zeigt diese strudelartigen Flächen an und das Boot wird darin um bis zu 10° versetzt.
Mein Ziel, die Insel Vulcano wollte ich unter Segel erreichen, es ist aber seit Ausgang der Straße von Messina quasi windstill und zunächst spiegelglatt während es in der Straße immer noch mit einer guten 4 bläst. Und so geht wieder ein Drittel des in Crotone teuer erkauften Diesels durch den Tank.
Aber ich muss weiter und endlich in einer Bucht vor Anker, wo ich zwei Tage ausruhen kann, um dann weiter zur Stiefelspitze und dann nach Sardinien zu fahren.
Schon auf der Anfahrt zu Vulcano war in den südlichen Buchten zu sehen, dass diese mit Freizeitbooten aller Art voll gestellt sind. Kein Wunder, es ist Hochsaison, Wochenende und Hochsommer mit wieder über 30°. Dennoch, ich finde ein grade frei gewordenes Plätzchen und genieße den beginnenden Abend, an dem langsam alle Tagesgäste abziehen und nur noch eine Handvoll Segler in der recht offenen Bucht vor Anker liegen.
Die Insel Vulcano gehört zur Inselgruppe von 5 Inseln vulkanischen Ursprungs, ich werde mir noch oberhalb von meinem jetzigen Standort Lipari anschauen, vielleicht nachdem ich den Aufstieg auf den erloschenen Vulkan von Porto di Livante/Vulcano erklommenn habe, was sich allerdings bei der aktuellen Hitze nicht empfiehlt.