Tag 30 - 33 (17. - 20.04.2023) Wetter: frische Nächte (10°C), wechselhaft mit viel Sonne, wenig Wind
In Kotor habe ich einen Tag Pause eingelegt, ich habe nur noch einen Tagestörn bis Dubrovnik und so genieße ich die Ruhe und das glatte Wasser in der wie ein ruhiger Gebirgssee darliegenden Bucht von Kotor (https://de.wikipedia.org/wiki/Bucht_von_Kotor).
Die Fahrt von der Lazure-Marine bis dorthin durch teils recht enge Schluchten ist spektakulär, diese steil aufsteigenden Gebirgsmassive, viele mit zum Teil weit über 1000 m Höhe (der schneebedeckte Gipfel Styrovnik hinter Kotor misst 1749m), die kleinen Städte am Rande der Meerengen und Wolkenbilder, die von der Sonne in die Felswände gezeichnet werden, das lässt einen staunend vorbeigleiten.
In Kotor mache ich vor der Stadt und deren Marina mittels Anker fest, es liegt sich absolut ruhig, wenn man von gelegentlich auffrischenden Winden bei den Gewitterschauern absieht. Es regnet viel und die beiden Tage wirken etwas gräulich, aber der Besuch der Altstadt unter der nachts beleuchteten Felsenfestung ist ein Muss.
Am 15.04.1979 erlitten weite Teile von Albanien und Montenegro insbesondere die Städte Kotor, Budva und Ulcinj ein Erdbeben höchster Stärke und hat sie in Schutt gelegt.
Vermutlich deshalb sind diese Städte, die ich von der Seeseite betrachtete, dort alle mehr oder weniger in zweckmäßigen und mehrstöckigen Kästen einer bewährten Einheitsklasse neu aufgebaut worden. Ich nehme damit meine despektierlichen Äußerungen zurück.
In Kortor ist die mit langen Stadtmauern umgebene Altstadt unterhalb der Felsenfestung nach dem Erdbeben wieder neu aufgebaut und in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen worden.
Auch die wechselvolle Geschichte mit ihren Einwirkungen auf die einst florierenden Handelsstadt nach erster Besiedlung durch Römer und zumeist gewaltsamen Eroberungen durch Sarazenen, Mongolen, Venezianer und Besetzungen durch Franzosen und Österreicher (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Kotor) dürften eine Rolle gespielt haben, das unrühmliche Wirken der deutschen Wehrmacht 1943 gegen die Partisanen wohl eher nicht.
Es halten während der Saison zahlreiche Kreuzfahrtschiffe in der Bucht und entlassen Touristen von den schwimmenden Hotels in Scharen, die dann vorzugsweise in dieser Altstadt das alte Pflaster rundtreten.
Die engen Gassen und kleine Plätze inmitten der alten Steinhäuser sind deshalb mit ihren Restaurants, Cafes und Andenkenläden rein auf die zahlenden Tagesgäste ausgelegt, alles wirkt wie drapiert und ist für mein Empfinden nur noch Staffage des Kerns einer einstmals wohl quirligen Handelsmetropole.
Anders als in Kerkyra (Korfu) hat man hier nicht den Eindruck, dass die AltstadGassen am Ende des Tages wieder von Einheimischen beseelt werden und dass auch abseits der Besucherströme gelebt, geliebt und gestorben wird.
Nach der zweiten Nacht mache ich mich früh morgens auf nach Dubrovnik, muss aber zuvor noch in Montenegro ausklarieren. Das tue ich in Zelenika in einem alten k.u.k.- Bahnhofsgebäude, vor dem noch die eisernen Stützfüße der Bahnsteigüberdachung stehen.
Auf nach Kroatien unter Motor weil kein Wind, das Wetter hat sich geändert, es wird auch allmählich wärmer und so mache ich Nachmittags zum Einklarieren an einem Kreuzfahrterminal fest, wo mir der junge Beamte der Borderpolice stolz erklärt, dass hier im Hafen Groz Luka/Dubrovnik vier große Kreuzfahrschiffe gleichzeitig abgefertigt werden können.
Ich ahne, was hier in der Saison los ist. Gut, aber die Altstadt soll tatsächlich ein must-see sein.
Der übliche Papierkram: erst Borderpolice, dann Hafenkapitän, dann noch einmal Polizei, dann Zoll, überall werden Kopien angefertigt, jede Stelle gibt Daten in ein Netzwerk ein, überprüft, stellt Fragen zu letztem und künftigem Hafen; ich habe es langsam satt. Irgendwie habe ich in meinem Leben zu viele Uniformen gesehen!
Ich erörtere mit dem Hafenkapitän die Frage, wie es sich bei einer Fahrt von Kroatien Richtung Italien bei Umrundung der Länder Montenegro und Albanien außerhalb der 12-Meilen-Zone mit Wiedereintritt in das Schengenland der Griechen verhält. Er weiß es nicht, auch eine telefonische Nachfrage seinerseits bringt keine Erkenntnisse.
Aber ich erwäge die Rücktour im August/September auf direktem Weg durch internationale Gewässer, auch wenn das nicht mehr küstennah ist. Es wird da ein passendes Wetterfenster für die 170 sm geben. Auf keinen Fall lasse ich das Prozedere mit diesen ständigen behördlichen Kontrollen, Agenten und Gängelungen noch einmal über mich ergehen.
Eines ist erwähnenswert: Der junge Grenzpolizist ist der erste Offizielle auf der ganzen Reise, der sich bis in die Messe der Lotus hinunter bemüht und sich umschaut. Er begründet das mit den Flüchtlingen auf dem Mittelmeer und der Kameraüberwachung des Kreuzfahrtkais. Sein Chef sitze vor den Monitoren und kontrolliere seine Dienstbeflissenheit.
Es ist mittlerweile später Nachmittag, ich fahre auf Empfehlung des Hafenkapitäns in die Bucht Zalon und gehe da vor Anker.
Heute räume ich ein wenig auf und entdecke, dass vorne in der Koje wieder einige Stellen feucht sind, sogar die Matratzenüberzüge. Durch das Überströmen des Bugs bei den schweren Wettern läuft es irgendwo salzhaltig hinein. Das läuft alles nach unten in die Bilge, kein Problem. Wenn die Bilgenpumpe dann arbeitet.
Zur Kontrolle nehme ich das große Bodenbrett hoch und sehe, dass das mit Schelle angebrachte durchsichtige Plastikrohr mit einem Stück Flansch von der Bilgenpumpe abgebrochen ist. Diese Pumpe hätte sich einen Wolf gedreht während ich bei Wassereinbruch langsam untergehe.
Ich repariere das am verbliebenen Rest des Pumpengehäuses, muss mir aber dennoch Gedanken über den Austausch der Pumpe machen, das hält so nicht ewig.
Ursächlich dürfte das Fallen des Bootes in die Wellentäler bei heftiger Welle von vorn sein. Es hatte zuweilen so gescheppert, dass ich nachher wieder alles durchsortieren musste und die Verbindung der Bilgepumpe zum Schlauch nach außenbords hat wohl durch die Verwindungen im Boot aufgegeben.
Das mit den technischen Diensten reist irgendwie nicht ab, was an sich kein Problem ist, ich habe Spaß am Basteln und freue mich regelmäßig wenn etwas mit Bordmitteln zu beheben ist.
Das mit der falschen Polung des Lichtmaschinenreglers ist aber schon grenzwerrtig, mein gefährliches Halbwissen hätte fatale, auch kostenintensive Folgen haben können.
Aber ein Quäntchen Glück gehört auf jeder Reise dazu!