Halt-wegen-Hochwasser

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Reise-Km 3138 – 3197

Tag 234 – 236 (06. – 08.05.24), Wetter: bis 21°C, wechselhaft

Am Morgen des 06.05.24 klopft Janine auf das Dach der „Lotus“, es geht offenbar weiter. Im strömenden Regen (was sonst!?) lösen wir das Päckchen auf und der Flusskreuzer „Kelpie“ und das schwedische Segelboot fahren im ersten Schleusengang durch. Ich mache die „Lotus“ an der Steuerbordseite der Péniche fest und warte mit dem ehemaligen Lastkahn auf die nächste Schleusung, in der die „Lotus“ den hinteren Platz einnimmt, der französische Skipper bittet wegen Termindrucks um Vortritt.

Nach der Schleusung folgt nach wenigen hundert Metern die Einfahrt in den 640 m langen „Tunnel de Savoyeux“ den die Péniche zuerst befährt. Schon in der Schleuse fällt auf, dass dieses Schiff die gesamte Breite des Troges einnimmt. In Frankreich sind Durchfahrten und Schleusen vielfach nach dem so genannten Freycinet-Maß (https://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A9niche#Abmessungen) mit einer Maximalbreite von 5,08m gebaut worden, die französischen Lastkähne haben entsprechend knapp dieses Maß. Und so dauert es lange, die Péniche hat offenbar Probleme bei der Durchfahrt.

Tunneleinfahrt
dto.
Tunnel mit Beleuchtung durch Deckslicht

Deshalb warte ich vor dem stockfinsteren Tunnel, um nicht zusammen mit der Péniche in ungefilterten Abgasschwaden der Dieselmotoren zu stecken. Es dauert knapp eine Stunde bis das Lastschiff an der Ausfahrt angelangt ist, mehrfach hat es sich offenbar verkeilt, immer wieder ist hektisches Schwenken von Taschenlampen zu sehen begleitet mit lautstarken Kommandos.

Tunnenausfahrt

Am Ende des Tunnelkanals steht rechts an der Mauereinfassung ein VNF-Mitarbeiter, der sich für die ausgefallene Beleuchtung im Gewölbe entschuldigt, das sei auch der Grund für die Sperrung gewesen. Man habe das elektrische Problem aber bisher nicht lösen können.

Der nächste „Tunnel de St. Albin“ ist beleuchtet und ich kann zügig durchfahren, die Péniche hat mich nach dem vorherigen Tunnel überholen lassen.

Tunnel de St. Albin“, Länge: 680 m
dto.
Kartenausschnitt mit "Tunnel de Albin" und "Skey-sur-Saône"
regennasse Landschaft
dto.

Ich entschließe mich, die Nacht an dem Campingplatzanleger von „Skye-sur-Saône“, Km 356, zu verbringen, ein Tip von Bob mit dem Hinweis, dass man dort seine Wäsche waschen könne. In der Tat, es ist ein nettes Fleckchen Erde an der Saône, die Chefin vom Campingplatz ist sehr freundlich und übergibt mir am nächsten Morgen meine getrockneten Wäschestücke.

In der Nacht regnet es weiter, ich nehme es aber kaum noch zur Kenntnis, es ist ein Dauerzustand, das Geräusch der Tropfen auf der „Lotus“ ist eingebettet im Rauschen des nahen Wehres, das zur Stromproduktion genutzt wird.

am Campingplatzanleger in Skey-sur-Saône
Wehr nahe Anleger
Türmchen in Skye-sur-Saône
dto.
dto.
dto.

Der folgende Tag soll mich möglichst nach Corre (Km 407) bringen, dort mündet der „Canal-des-Vosges“ in die Saône. Die Kanalverwaltung VNF hat für die Saison 2024 ein Zeitfenster von 30 Tagen ausgegeben, in dem sie den Abschnitt der Scheitelhaltung zwischen den Schleusen Nr.14 und 24 offen hält, über einen darüber hinaus reichenden Zeitabschnitt werde man noch befinden. Ich muss also zusehen!

zwei Bilder von Janine und...
... Christopher. Danke dafür!
Schleusenkanal

Das Vorhaben misslingt schon im Ansatz. Schon in „Skey-sur-Saône“ muss ich an dem Anleger feststellen, dass das Erklimmen der „Lotus“ mühevoll ist, der Wasserstand der Saône ist massiv gestiegen und endet handbreit unter der Holzbeplankung der Anlegestelle. Und auf der Fahrt weiter zu Berg weisen die Daten von Logge und GPS eine Differenz von fast 4 Knoten auf. Mein eiserner Steuermann steigt aus, der Computer der Selbststeuerung verzweifelt offenbar am Schlingern des Bootes in der Gegenströmung.

Und wieder ist eine Schleuse geschlossen, dieses Mal die Nr. 5 vor „Port-sur-Saône“. Schon bei der Einbiegung in den Schleusenkanal fällt mir auf, das kein Schleusensignal leuchtet und auch das Drehen des Schlauches bleibt ohne Resonanz, die üblicherweise damit erregte orange blinkende Lampe ist unbeeindruckt.

Ich mache die Lotus fest und stiefele in dem triefend nassen Gras zu dem kleinen Häuschen am ersten Schleusentor und über die Gegensprechanlage teilt mir ein Mitarbeiter der VNF mit, dass er Servicetechniker schicken werde, ich möge mich gedulden.

Die beiden Herren sind umgehend da, bringen alle Lichter zum Leuchten und ich kann einfahren, die Schleusung ist aufgrund des kleinen Hubs schnell durch. Die Zeit reicht für ein Gespräch mit einem Techniker, der mich wissen lässt, dass die Schleuse vor nicht einmal einer halben Stunde wegen der Sperrung der Saône aufgrund Hochwassers geschlossen wurde. Bis „Port-sur-Saône“, wenige hundert Meter oberhalb, könne ich fahren, dann müsse ich allerdings festmachen. Für wie lange, könne er nicht sagen, es hänge letztlich vom Regen ab.

Einfahrt in Port-sur-Saône
Bewuchs aus dem Stadtkanal
am Stadtkai in Port-sur-Saône

In „Port-sur-Saône“ einem kleinen Städtchen mit knapp 3000 Einwohnern auf einer Höhe von 210 m über dem Meeresspiegel, mache ich die „Lotus“ in Nähe des Rathauses hinter einen ehemaligen Frachtschiff holländischer Bauart fest. Der Skipper des Wohnbootes ist Engländer, mit seiner Partnerin will er ebenfalls weiter über den „Canal des Vosges“ und ist auch hier gestrandet.

Heute und morgen geht es wohl  ohnehin nicht weiter. Heute feiert man den Tag des Sieges über Nazideutschland (fête de la victoire), tatsächlich auch mit uniformierter Kapelle durch die Stadt und morgen ist Christi Himmelfahrt. Ich bin sowas von entschleunigt!

Kleiner Nachtrag:

Es ist sonnig heute Nachmittag und es fühlt sich gut und auch warm an mit erstaunlichen 21°C. Und ich lerne die sympathischen Miteigner des ehemaligen holländischen Binnenfrachtschiffs „Henrietta“ kennen, die vor der „Lotus“ liegt.

ehemaliger holländischer Binnenfrachter "Henrietta" jetzt Wohnboot
in der Messe (Wohnzimmer) mit Margaret und Patrick

Margaret und Patrick berichten, dass wohl morgen früh das Fluttor an der Brücke voraus geöffnet und der Verkehr auf der Saône wieder freigegeben wird. Sie würden dann gleich die Leinen einholen, müssten vorher aber noch klären, ob die Durchfahrtshöhen der folgenden Brücken mit ca. 3,50 m bei dem Hochwasserstand noch gewährleistet sind. Anderenfalls sei der Fahrstand noch abzusenken.

Wie auch immer, es geht voran.

Länge: 20 m, Breite: 4,75 m, Höhe 3,20 mm

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