Tag 23 – 25 (09. - 11.04.2023)
Wetter: frische Nächte, wechselhaft, windig bis 7 Bft, teils nasskalt
Letzte Station für Ausreisemodalitäten in Albanien ist Schengjin, dessen Industriehafen wieder die einzige Anlegemöglichkeit ist.
Nach dem Start in Vlorrëzeigen Regenwolken den Tagesverlauf an, fast der gesamte Tag wird nass und kachelig bis 6 Bft., mittlerweile wieder Gewohnheit. Die Ziele liegen allerdings alle in der Richtung, aus der auch der Wind kommt. Auch daran gewöhnt man sich.
Zwischendurch bekomme ich Besuch von einem kleinen grünen Vogel, wie ich später nachschlagen kann, von einem Zilpzap, möglicherweise auf Durchreise. Er macht in der Plicht halt und hat keine Scheu. In der Messe setzt er sich an das Fenster und kurz darauf, vermutlich zu Kräften gekommen, startet er wieder.
Zunächst noch zu Durres: Hier werde ich vom Harbourmaster in eine linke Ecke des Industriehafens verwiesen. Da ist aber kein freier Platz mehr und in der Nacht an einen unbekannten und nicht richtig einsehbaren Platz festzumachen, ist mir zu heikel. Als dann noch eine riesige Wand auftaucht, die nahezu geräuschlos an mir vorbeigleitet, beschließe ich wieder, vor dem Strand zu ankern. Das ist keine gute Idee, die Nachwehen der 6 Bft. laufen hier aus, die Nacht ist unruhig.
Tags darauf ist der Zielhafen Schengjin in scheinbar überschaubarer Entfernung von ca. 26 sm, wo ich ausklarieren und dazu meinen „Agent“ Frok Frokku treffen möchte. Die Fahrt wird widerlich, obwohl ich zunächst mit Motor bei nahezu glatter See beginne. Gegen 12.00 Uhr frischt es auf und zwar von 3 bis 7 Bft. mit Steigerungen im Viertelstundentakt, wobei die 7 nur etwa Stunde dauert, aber bis zum Erreichen des Hafens die 6 stetig gehalten wird und das – wie gesagt – mit Wind und Welle frontal.
Die „Lotus“ hat bei diesem Wellengang nicht den erforderlichen Wendewinkel, unter Segel ist kaum Raum zu machen. So werden die 26 sm zum langen Prozedere über 12 Stunden, kurz vor Mitternacht mache im Hafen von Schengjin den Motor aus. Aber noch nicht sofort.
Ich habe mir von meinem „Agenten“ über Telefon die Pier zum Anlagen beschreiben lassen und die in der Beleuchtung greller Scheinwerfer, die einen jegliche Sicht von See kommend nehmen, auch gefunden. Doch beim Klarmachen der Leinen und Fender drückt eine Böe die Lotus auf eine von einem Fischtrawler gespannte Mooringleine. Ein kurzer Ruck ist zu spüren, dann ist die „Lotus“ auf diesem Tampen fest, der nun zwischen Schwert und Skeg unter dem Rumpf eingeklemmt ist.
Gut, das Boot bewegt sich nicht mehr und ich stelle den Ankeralarm ein. Das Problem hat dann Zeit bis zum morgen, ich bin am Ende meiner Kräfte.
Heute früh sitzt der Bug der LM30 ganz nahe an der Boje, wo die Mooringleine im Grund endet, und am Heck kann ich das unten durchlaufende Tau des Trawlers mittels Bootshaken so tief nach unten drücken, dass die Schraube mit dem Skeg darüber wegrutscht und die „Lotus“ wieder frei ist. Am Pier festgemacht werde ich vom „Agenten“ mit der Frage erwartet, wieso ich denn nicht gleich dort festmachte.
Der freundliche „Agent“ hat ein massives Bandscheibenproblem, kann kaum gehen und bei Ausfertigung der Protokolle muss er sich in dem Hafencafé mehrfach auf der Bank ausstrecken, er hat Schmerzen.
Wir verabreden, dass er morgen um 07.30 Uhr die Ausreisedokumente ausgestellt hat und macht bei dem kleinen Container der Hafenpolizei für mich klar, dort Wasser zu bunkern.
Das gelingt auch, der First Sergeant Leon ist smart-freundlich und sehr behilflich und am Ende der Wasseraufnahme werde ich noch zum Gruppenfoto aufgestellt.
Der Tag ist sonnig und sollte eigentlich gemütlich werden. Nur macht auf der anderen Seite der Pier ein Frachtschiff fest, der sich mit Metallschrott anfahrender Lkw beladen lässt. Irgendwas ist immer!