Tag 97 - 101 (27. - 02.07.2023)
Wetter: sommerlich sonnig, bis 31°C, teilw. Borawetter, dazwischen Gewittersturm
Von der Badebucht mit Ferienressort Crevena Luka starten wir für den folgenden Tag Richtung Altstadt von Biograd, wir müssen die Vorräte auffüllen, die Mädels wollen Shoppen und Mick und ich wollen uns die Altstadt anschauen.
Dazu lassen wir den Anker vor einer Badebucht mit Marina nahe der Altstadt Biograd fallen und gehen mit Dinghi und Trolli an Land.
Mick und ich wandern durch die Altstadt, Silvi und Emely vergnügen sich bei leichtem Shopping. Anschließend frischen wir unsere Getränke- und Lebensmittelvorräte auf, dann geht es weiter zur nächsten Badestelle, dieses Mal zur Vela Luka, in die Bucht der Konoba mit den Damenoberteilen im Wind.
Es wird ein netter Segeltag, und in der Vela Luka lassen wir den Tag mit einem Sundowner in der Strandbar „La Spuz“ ausklingen.
An dem Dienstag ändert sich das Wetter, es kommt Wind, Regen und leichte Kühle bei bis zu 7 Beaufort auf, zudem bemerken wir, dass der Drehzahlmesser bei Motorbetrieb der „Lotus“ sporadisch und dann immer häufiger ausfällt und parallel dazu die Batterie nicht mehr von der Lichtmaschine (LiMa) geladen wird.
Ich kann während der Fahrt unter Motor an der LiMa durch Ziehen und Drücken an den Kabeln den Fehler am Regler des Dynamos lokalisieren. Da das Schwerwettergebiet erst am folgenden Tag nachmittags abzieht, baue ich mit Mick die LiMa aus und reinige alle Kontakte und Steckverbindungen.mNach dem Einbau, das Ganze zieht sich über Stunden, müssen wir realisieren, dass der Fehler nicht behoben ist.
Dennoch starten wir in die nächste Bucht, dieses Mal wieder in die Uvala Zincena, Insel Pašman mit der nördlichen Nachbarbucht Landin, dort gibt es Strom.
Auf dem Törn dorthin sehen wir über der Insel Zizanj eine schwarze Rauchsäule, zuvor waren hektische Funksprüche auf kroatisch zu hören und wenig später ziehen Feuerwehrboote zu dieser Insel. Auch viele Sportboote fahren zu der Bucht auf der Ostseite der Insel, die dann allerdings von einem der Feuerwehrboote unter Sireneneinsatz vertrieben werden.
Wir segeln in ziemlicher Entfernung vorbei und hoffen sehr, dass sich alle Beteiligten auf dem Katamaran rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten.
So bauen wir zum vierten Mal diese Maschine aus, die Damen sind schon im Bett. Es gilt zu ermitteln, wo exakt der Wackelkontakt steckt. Dazu trenne ich den LiMa-Regler vom Gehäuse, kappe mehrere Kabel und führe so den Regler nach außen oben in die Plicht. Die LiMa montieren wir mit sechs langen Kabelverbindungen wieder ein und beim anschließenden Testlauf kann ich durch festes Zusammenpressen des Reglers dessen Arbeit positiv beeinflussen, der Regler liefert nur unter Druck den erzeugten Strom an die Batterien. Es ist dann mittlerweile 00.30 Uhr.
Mittels Tischklemme meines kleinen Schraubstocks wird dieser Zustand dauerhaft hergestellt und der Regler unter Deck festgezurrt in der Hoffnung, dass dieses Provisorium die Stromversorgung dauerhaft sicherstellt, Klaus-Peter Feuerhahn sucht in der Heimat derweil nach preiswertem Ersatz.
Am nächsten Tag ist wieder Badewetter und meine Familienangehörigen wandern in der Bucht umher, ich kann ein wenig entspannen. Den Abend schließen wir mit leckerem Essen in der Konoba Gajelas ab, es herrscht deutlich Urlaubsstimmung und ich bin wieder eingeladen.
Das Wetter bleibt unbeständig, es verlagert sich ein Tiefdruckkeil aus N zur mittleren Adria und am Morgen des 01.07. zieht es im Westen dunkel auf, der Wetterbericht spricht von strichweisem Gewitter. In der Annahme, dass damit lokal begrenzte Ereignisse gemeint sind, fahren wir Richtung Norden auch in der Hoffnung, dass wir mit unserem Kurs der Front ausweichen können.
Vor der Insel Sit sichten wir backbords ein einiger Entfernung Delphine. Endlich, denn meine Gäste warten schon seit Tagen auf dieses Ereignis. Nur kurze Zeit später ist zu realisieren, dass dieses „Strichweise-Gewitter“ eine massive Gewitterfront ist, es zieht von allen Seiten dunkel zu.
Wir sind mangels Wind unter Motor gestartet. Dabei bleibt es auch, denn nur wenige Minuten später muss uns der Bukh-Diesel durch massive Welle und Windstöße von bis zu 36 kn (Windstärke 8) bei einprasselndem Regen und null Sicht ziehen. Mick zählt bei den in die Berge der Insel Pašman und dem Meer vor uns einschlagenden Blitzen die vergehende Zeit bis zum Donnerschlag, der dichteste Einschlag ist ein Kilometer entfernt.
War es verantwortungslos, zu starten und nicht erst die graue Front und deren Entwicklung abzuwarten? Man könnte es meinen, aber dass sich diese Gewitterfront soweit ausbreitet, nahm ich nicht an, denn „strichweise“ geht anders. Diese Front aber verlief über die gesamte Breite der mittleren kroatischen Adria. Und ich weiß, dass die „Lotus“ solche Wetterlagen kann und die Annahme, dass das nur eine kurzes Ereignis ist, hat sich bestätigt.
Das ganze Szenario dauert etwas weniger als eine Stunde, wir sind alle im Fahrerstand und bestaunen diese Waschküche ohne es bedrohlich zum empfinden, die „Lotus“ arbeitet sich tapfer durch dieses Wetter. Ich halte gebührend Abstand zu Leeküste der schroffen Felsen von Pašman und langsam lichtet es sich, wir können Radar und Positionslichter ausschalten.
Entspannt und zufrieden mit dem Erlebnis der Delphinsichtung und überstandener Sturmfahrt ankern wir wieder in der Bucht Velika Sabusa. Es wird ein letztes Mal gebadet, denn am folgenden Tag ist leider Abreisetag für Emely, Silvi und Mick.
Bei einbrechender Dunkelheit starten wir zur Nachtfahrt in den Hafen von Zadar und dort zum Anleger der Tankstelle, wo ich die Drei aufnahm.
Es ist immer wieder tief beeindruckend, auf dem Meer durch die Nacht zu fahren. Die funkelnden Lichter der Küstenstädte, Mond und Sterne, Flugzeuge, die Leucht- und Leitfeuer für die Seefahrt und insbesondere die roten und grünen Fahrwassertonnen der Brückenengstelle zwischen den Inseln Ugljan und Pašman machen einen zuweilen sprachlos.
Kurz vor Mitternacht legen wir die „Lotus“ am Tankstellenpier fest und mit einem Bier klingt der Abend aus. Die Nacht wird nicht so entspannend wie vor Anker in irgendeiner ruhigen Bucht, der Großstadtlärm und laufenden Stromgeneratoren der festgemachten Fähren ergeben ein ungewohntes Klangbild.
Dennoch ist die Familie nach einem ausgiebigen Frühstück startklar und ich bringe sie zur Bushaltestelle und verabschiede mich. Es ist schon erstaunlich, wie rasend schnell diese Tage mit ihnen vergingen, vielleicht weil es auch sehr ereignisreich war mit nicht zu langen Segeleinheiten und zahlreichen Badevergnügen.
Also bin ich wieder allein auf dem Boot, fahre fürs Wasserbunkern in die Marina Zadar und nach einem kleinen Einkauf starte ich ein drittes Mal in die Uvala Luka. Bei zunächst schwachem Wind kann ich später bei 3 – 4 bft tüchtig zu dieser Bucht nach W aufkreuzen, wo gegen 20.15 Uhr vor dem kleinen Städtchen von Frau Bubica der Anker fällt, Keine zwei Stunden später bin ich in der Koje.