Reise-Km 2752 - 2860
Tag 222 - 226 (22. - 26.04.24), Wetter: sehr wechselhaft, kein Mistral mehr, ansonsten bis 14°C, nachts Abkühlung auf 8°C
Diesel und Wasser gehen zur Neige und Baguettes sind auch alle. Somit lege ich in der Marina von Les Roches d Condrieu an, einem recht stattlichen Sportboothafen gleich hinter der Rhônebrücke (Km 41), die die Stadtteile Condrieu und Les Roches de Condrieu verbindet.
Der letztgenannte Stadtteil ist ein eher verschlafenes Nest, Einkaufsmöglichkeiten und diverse Restaurants sind eher auf der anderen Seite (RU) mit einer recht netten Altstadt zu finden.
Dennoch, die Leute der Marina sind alles sehr freundlich und mit 18,70€ die Nacht auch nicht überbezahlt. Die „Lotus“ macht am Abend des 22.04.. fest und dort am Ende des Stegs klopft es am nächsten Morgen am Boot, es ist Bob, der genau in der Nachbarbox ein Auftrag zum Aufrüstung einer Solaranlage an einem Motorboot hat. Er ist noch ein paar Tage hier, wir treffen uns zum Bier und tags darauf zum Pizzaessen im Ort. Bob hörte, dass die Schleusen die nächsten zwei Tage bestreikt werden, ich bleibe deshalb noch eine weitere Nacht.
An einem Anlegesteg vor der „Lotus“ macht am Tag nach meiner Ankunft die dänische Segelyacht „Vega“ fest, eine 40-Fuß-Nauticat, ein wirklich beeindruckender Segler Ich lerne die Eigner kennen, es sind die sympathischen Rebekka und Jacob mit ihrer 18-jährigen Tochter Bianca. Die Familie will zurück nach Dänemark, die zwei Masten, Groß und Besam sind schon per Lkw auf dem Weg.
Sie haben exakt den gleichen Routenplan, also grob: Saône, Canal des Vosges, Mosel, Rhein, RHK, MLK, ESK, ELK bis nach Travemünde und dann weiter Die „Vega“ hat allerdings einen Tiefgang von 1,75m, was im Canal-des-Vosges (französisch ausgesprochen; Kanal des Wohsch) zu Problemen führen wird, denn dort wird laut skipperguide (https://www.skipperguide.de/wiki/Canal_des_Vosges) der maximal mögliche Tiefgang mit 1,80 m angegeben, gemessen vermutlich in der Kanalmitte.
Wir diskutieren Alternativen, da ich von Fahrberichten im Canal de Vosges gelesen habe, wo Segler mit ähnlichem Tiefgang wie die „Lotus“ mit 1,50m häufig mit dem Kiel durch den Schlamm wühlten und zuweilen auch auf Stein aufsetzten. Ein Grund seien u.a. marode Schleusentore, die die Wasser nicht mehr halten können.
Rebekka und Jacob haben Kontakt zu einem schon weit voraus gefahrenen Ssgelyacht, auch Dänen, die jüngst berichteten, dass die Alternative des Canal-du-Rhone-au-Rhin den gesamten Juni wegen aufgeschwemmter Sandablagerungen in dem Kanal diesen über weite Strecken unpassierbar machen. Der Canal-du-Rhone-au-Rhin geht weiter südlich über Straßbourg in den Rhein (s. https://eurocanals.com/Waterways/france.html)
Da in der Internetpräsenz der französischen Behörde für Wasserwege, VNF, zum Canal-du-Rhone-au-Rhin keine offiziellen Hinweise auf eine dauerhafte Kanalsperrung zu finden sind, können wir nur spekulieren und das ist unbefriedigend.
Bob und auch der Hafenmeister der Marina empfehlen, erst einmal bis nach St.-Jean-de-Losne zu fahren. In dieser Stadt, die auch das Mekka der Penichefahrer ist, kreuzen sich drei Wasserwege und etwas oberhalb zweigt der Canal-des-Vosges vom Canal-de-Campangne-et-Bourgogne nach Osten ab und führt durch die Vogesen Richtung Deutschland über die Moselle.
Somit könnten wir am Ende der Saône eine der vier Alternativen wählen, die westlichste würde in der Seine und nach Paris führen, den Weg sind Tynke und Hidzer im letzten Jahr mit der „Nocht“ gefahren.
Am Morgen des 25.04. starte ich weiter nach Norden, es ist das vorletzte Teilstück auf dem Rhône und ich übernachte an dem Schleusenwarteponton unterhalb der Ecluse de Pierre Benite (Km 4), um tags darauf die letzten 4 Kilometer auf der Rhone zu fahren. Nach der Schleusung mündet vor den Toren Lyons die Saone von Westen ein, die mich weiter nach Norden führt.
Die Saône ist etwas beschaulicher und schmaler als der Rhône und auch ohne dessen hohe Strömung von 4 -. 5 kn gegenan, es sind nur 1,5 bis 2 kn. Insgesamt alles deutlich angenehmer zu fahren und zudem soll es in den nächsten Tagen endlich wärmer werden.
Meinen heutigen Halt nehme ich nördlich von Lyon, an einem Pontonanleger eines Campingplatz am nördlichen Stadtrand von Trėvoux.
Der Regen hat aufgehört, die Sonne kommt heraus und ich beobachte am Steg ein paar französische Jungs, die öffenbar eine Mutprobe zelebrieren. Eben gemessen: das Wasser der Saône hat 12°C. Chapeau!