Tag 33 – 36 (21. - 24.04.2023) Wetter: wechselhaft mit viel Sonne, Regen, Wind von 1 – 7 Bft, wieder alles dabei
Da hätte ich mal besser im „Beständig“ nachgelesen! Der Adriaexperte Karl-Heinz Beständig bringt jedes Jahr eine neue Ausgabe seiner „Bibel“ für Adriasegler heraus: „Kroatien – 888 Häfen & Buchten“, die auf jedes Boot in diesen Gewässern gehört.
Dort steht zu der Bucht Zalon Folgendes: „Veli Zaton (850 Einwohner). Im Minihafen 7 Liegeplätze, teils mit Murings, aber ohne Strom und Wasser, Ankerplätze im Nordteil der Bucht auf 12 m Wassertiefe. Häufig starke Böen aus N bis SO, besonders nachts und am frühen Morgen.“
Und so hatte ich ab 02.00 Uhr starke Böen aus dieser Richtung und um 07.00 Uhr bricht der Anker aus. Das ist an sich kein Problem, er kann neu gesetzt werden und irgendwann hält er. Ich habe in diesem Fall entschieden, hinaus zu fahren und die Winde draußen abzuwettern, ich will ohnehin weiter.
Weil es heftig in Tatheiheit mit der Welle gegen die Längsseite bläst, drohe ich aber sehr bald auf die Kaimauer mit nicht ausreichender Wassertiefe davor zu geraten und gehe mit schleifendem Anker rückwärts. Dabei nimmt der Propeller die Leine der Ankermarkierungsboje auf und stoppt.
Er will auch nicht wieder laufen, nach wenigen Umdrehungen der Schraube ist festzustellen, dass der seinen Dienst erst einmal nicht mehr aufnimmt.
So gehe ich nach draußen, lege die Fender steuerbords, lege eine Leine für die Mittelklampe bereit und richte mich auf ein Aufsetzen oder zwangsweises Anlegen und/oder Grundberührung ein. Mit dem Bugstrahlruder gelingt es, das Boot dazu parallel zum Anleger zu halten, der starke Wind würde den Rest machen.
Ein letzter Versuch mit dem Starter, es geht ein Ruck durch das Boot, der Motor dreht den Propeller, wenn auch widerwillig, Klar, dass da Reste vom Tampen mitdrehen. Ich mache mich frei von der Pier und im tieferen Wasser und kann den Anker endlich aufholen, der die aufgewickelte Leine mit dem Ankerball hält.
Aus der Bucht heraus kann ich noch etwa eine halbe Stunde bei 4 – 5 Bft. segeln, dann stellt einer den Wind ab, fast augenblicklich. Mit der Unwucht in der Schraube fährt die „Lotus“ in niedriger Drehzahl in die etwa 10 sm entfernte Bucht von Sebreno.
Dort treffe ich nach Durchfragen in Cafés auf den Hafenmeister Antonia, überaus freundlich und hilfsbereit. Mit ihm zusammen kann ich die herunterhängende Notantenne, die Tynke mir in Mangalia/Schwarzes Meer im letzten Jahr in den Mast gebunden hat, herausschneiden. Dazu lässt er mich längsseits des Ausflugsbootes gehen, ich kränge den Mast mit einem Fall aus der Mastspitze zu ihm und er kann mit dem Cuttermesser, angeklebt an einen Bootshaken, die Kurzantenne abschneiden. Sie fällt an Deck, ich bewahre sie vor dem Eintauchen in das Wasser und ziehe anschließend das Antennenkabel ab.
Das Problem war, dass bei starken Winden die Antennenspitze in das Achterliek der Genua hineinstach und die aufgenähte Schutzkante aufgerissen hat, was noch zu flicken ist.
Antonia bietet mir an, dass der Dubrovnik-Altstadt-Besuch mit Marco in seinem kleinen Hafen starten könne, er bietet seine Boje an, die er im Moment nicht nutzt oder ein Platz an der Pier für schmales Geld. Dann geht alle 2 Stunden eine kleine Fähre direkt in die Altstadt und die ebenso regelmäßig von dort wieder zurück. So spare ich den Aufenthaltskosten in einer der drei Luxus-Marinas von Dubrovnik (ab 100€ die Nacht). Wir tauschen Telefonnummern.
Mit leichtem Wind fahre ich weiter in die Bucht von Cavtas, die Ankerbucht, die dem Flughafen Dubrovnik am nächsten ist.
Abgesehen von dem Baulärm des Neubaus der Stadtpier und den Ferienfliegern im Landeanflug direkt über der Bucht ist es beschaulich dort und das warme Wetter lädt zur Erkundung des Städchens ein.
Es ist Vorsaison, entsprechend entspannt geht es noch zu. In der Hochsaison wird weder ein adäquater Ankerplatz noch ein freies Plätzchen in den zahlreichen Cafés und Restaurants an der Hafenpier zu finden sein.
Am nächsten Tag nehme ich die Tampenreste in dem 18° kaltem Wasser von dem Propellerschaft ab. Das Wetter ist sonnig-warm bis 21°, kaum Wind, und so beschließe ich eine weitere Nacht zu bleiben, außerdem ist noch die Genua zu flicken.
Das mit dem Ankermarkierungsball (auch Trippboje genannt) ist mir nun schon das zweite Mal passiert, das erste Mal habe ich die Leine mit der Schraube nur durchtrennt und die Boje verloren. Dieser kleine rote Ball wird an das Ankereisen geschäkelt und mit einem ca. 8 m Tampen und einem Gewicht versehen auf das er die Stelle markiere, wo der Rocna-Anker im Grund steckt. Das ist in engen Buchten ein Hinweis an andere Ankerwillige und auch beim Ankereinfahren und -aufholen hilfreich.
Es wird für gute Seemannschaft gehalten, diese kleine Markierungsboje mit auszubringen. Ich werde es in Zukunft lassen, dieses Manöver vor der Pier erspare ich mir künftig, die Trippboje bleibt ab.
Die Wettervorhersagen und auch über Funk meldet „Radio Dubrovnik“ den Durchzug eines Sturmtiefs am 24.04.2023 mit Winden bis zu 36kn aus südlichen Richtungen, was in der Bucht von Cavtat ungünstig ist.
Deshalb segle ich wieder an Dubrovnik vorbei zur Nordseite der Insel Koloĉep in die Bucht Ĉelo, die den Starkwind aus S abfedert. Dort vor Anker in dem kleinen Fischerdorf, dass sich auch dem Tourismus verschrieben, erlebe ich zwar heftige Windböen, aber nicht mehr als eine 6 und es regnet in Schauern. Der Abend zuvor ist noch recht idyllisch.
Der Abend ist windstill und ich schlendere die engen Gassen und den Weg an der Kaimauer entlang, die das Wasser der Bucht einrahmt. Schon bei der Einfahrt habe ich ein zerfallenes Haus an der NO-Seite der Bucht oben am Hang mit bester Lage bemerkt.
Der obere Giebel der Villa „ist auf dem Bild „Bucht Ĉelo“ an der Dreiecksspitze zwischen kleinem weißen Wartehäuschen und rotem Sonnenschirm links vom kaminroten Hauses mit seinen weißen Fensterraum zu entdecken.
Das Grundstück ist umfriedet, ich habe es nicht betreten können, auch nicht wollen und nur zwei Bilder gemacht. Vor der Terrassenwand mit seiner nicht mehr vorhandenen Überdachung zur Bucht steht ein Tischchen mit Plastikstuhl. Auf der Tischfläche liegt eine leere Bourbonflasche und ein Damensommerhut, dieses Ensemble wird von der schon tief stehenden Sonne in warmes Licht gehüllt und lässt mich innehalten.
Vielleicht hat dort bis zum Verfall der Villa ein verzweifelter Mann gelebt, der sich dem Trunke hingab, weil seine Partnerin ihn verließ und nur ein Sommerhut von ihr blieb. Man weiß es nicht, denkbar ist es und schade um dieses Haus, dass mit seiner besten Lage sicherlich schönere Tage erlebte.