Tag 215 - 217 (15. - 17.04.24), Wetter: zumeist sonnig, noch immer Mistral mit bis zu 7 Bft, in Böen, ansonsten bis 14°C,
Nach der ruhigen Nacht vor dem geschlossenen Schleusentor bei Km 284 geht es weiter bergauf und mein nächster Halt sollte in Arlessein, nur 3 Flusskilometer bergwärts. Aber dieser Stadt voller römischer Geschichte sind für Sportboote kein Anleger vorhanden, die einzige Möglichkeit hinter einem Restaurantschiff am RU (= rechtes Ufer, wird talwärts bestimmt) ist mit vier vermutlich ortsansässigen Booten belegt. Ich hatte diese Umstände schon im Blog von Tynke und Hidzer nachgelesen, aber dennoch auf ein Plätzchen nur für die Zeit einer Stadtbesichtigung gehofft. Etwas weiter oberhalb ist aber ausgiebig Platz für diese weißen Flusskreuzfahrtschiffe vorgehalten, die liegen dort zuhauf.
Etwas missgelaunt fahre ich weiter Richtung Avignon und komme dort erst nach Einbruch der Dunkelheit an, für die Nacht biege ich nach rechts in den Seitenarm (LU, bei Km 244) ein und mache gleich hinter der berühmten Brücke von Avignon, die im offiziellen Kartenwerk „Pont Saint Bénézet“ heißt, an einer Liegestelle vor einem Motorboot fest. Die Strömung gegen den Bug der „Lotus“ liegt bei 3 Beaufort, Anlegemanöver gelingen so ungemein gut.
Im Gespräch mit dem französischen Eignerpärchen von dem Motorboot wird mir gesagt, dass man hier für einen 10m-Platz 35€ pro Nacht verlangt, dafür gibt es aber kein Wasser und Strom. Da ich Avignon im September des letzten Jahres, als mich Roman vom Winterlagerplatz beim Navi-Service abholte, schon gesehen habe, entschließe ich mich für eine sehr zeitige Abfahrt am Dienstag morgen.
Der folgende Tag steht im Zeichen des Mistral, dieser kalte und knochentrockene Wind aus nördlichen Richtungen mit den bekannten 7-Bft.Böen. Zusammen mit der ständigen Gegenströmung von bis zu 4,5 kn, vor allem auf dem Kanalabschnitt „Canal de Donzere-Mondragon“ nördlich von Avignon, fängt es an zu nerven. Auch ist die Rhône in weiten Abschnitten zwar breit, aber eher langweilig, einzige Abwechselungen sind eine Schafherde am LU (und hinter der „Lotus“ übende Feuerlöschflugzeuge,
Die Nacht will ich vor der Schleuse Bollène (Km 190) verbringen und sehe an dem Warteponton schon zwei Boote, ein norwegischer Segler ebenfalls mit gelegtem Mast und davor ein größeres Motorboot liegen, also: kein weiterer Platz zum Festmachen.
Der Eigner des Motorbootes sieht mich aber kommen und bittet mich längsseits und so verbringe ich die Nacht im Päckchen an der „Tyr“ von Bob liegend.
Am Folgetag komme ich mit dem sympathischen Bob, einem Schweizer, ins Gespräch und der Schiffstechniker erzählt die Geschichte seines Stahlschiffes, der ehemaligen Lülsdorfer Rheinfähre, die am 24.10.67 nach einer Kollision mit einem holländischen Tankerschiff im Rhein zusammen mit dem Kapitän Wilhelm Decker versank. Die Fähre wurde geborgen, der Fährschiffer tauchte nie wieder auf (https://www.seidel.ch/tyr/geschichte.htm). Bob zeigt mir dessen Kapitänsmütze mit dem Hinweis, dass die Kopfbedeckung das Einzige sei, was von dem Schiffer gefunden worden sei.
Die Nacht im Lärm der Turbinen des am Schleusentrakt angegliederten Wasserkraftwerks und die Frachtschiffe, die auch nachts geschleust werden wollen und das Wasser bewegen, ist eher unruhig.
Den nächsten Tag, heute ist Mittwoch, starte ich erst mittags und erreiche abends weiter oben die kleine Marina von Port de Viviere nach nur einer Schleusung (die von Bollène, die 4., noch 141 bis zum Rhein).
Es weht dieser unangenehm-kalte Mistral und ich bin froh, dass ich in meinem Fahrerhaus lenken und die Schiebetüren hinter mir zu machen kann. Und dieses Wetter hält noch einige Tage an.
In dem kleinen Sportboothafen von Viviere liegt die norwegische Bavaria, ansonsten ist die Marina leer, ein Schild an dem Büro des Hafenmeisters weist darauf hin, dass die Saison erst am 22.04. beginnt, die Versorgungssäulen am Steg sind ohne Funktion, Wasser und Strom gibt es offenbar erst dann. Nun denn, es liegt sich hier in dem Seitenarm der Rhone recht ruhig. Weil morgen der Mistral wieder in Böen mit 24 kn blasen soll, gönne ich mir einen Tag Pause, vielleicht bekomme ich die Standheizung wieder zum Laufen.
Schön, wieder an Deiner Reise teilhaben zu dürfen.
Viel Spaß.
Marco
Danke Marco! Ich freu mich darauf, dich bald wieder an Bord begrüßen zu können!
Thomas