Reisetag 22 - 29 Main-Km 83,7 – 107,6 Wetter: angenehm bei 12 – 15,, nachts bei 6°C, windig bei 3 Bft., zumeist sonnig, 24.04: Wetteränderung zu Regen, leichtem Wind bei ca. 12°C, 27.08.: zunehmend sonnig mit über 20°C
Mit den Tauchgängen und den Körperdrehungen zwischen Ruderblatt und Schraube hat sich in Tateinheit mit der Kälte etwas in meinem Rücken getan.
Unter massiven Schmerzen vom Nacken bis in den Steiß fahre ich in das Unterwasser der Schleuse Obernau, wo ich ein Polizei- und Rettungseinsatz ausgelöst wird.
Nach Festmachen an der hohen Spundwand war Zeit für eine Pause zum Hinlegen. Das haben offenbar Spaziergänger oben an der Spundwand beobachtet.
Ich werde geweckt durch fünf Personen über der Lotus oben an der Spundwand, eine Streifenwagenbesatzung m/w mit bayrischen Hoheitszeichen und drei in rot und weiß gekleidete Arbeiter-Samariter, die alle Fragen haben und um eine körperliche Untersuchung bitten.
Am Ende war ich sicher, dass kein Herzinfarkt vorliegt oder mir sonstige todesnahe Umstände drohen, den Abrisszettel des Kurzzeit-EKG habe ich mir aushändigen lassen. Wegen der Rückenschmerzen solle ich mich einem Arzt vorstellen.
Nach einem Telefonat mit dem werten Schleusenwärter schickt dieser einen Mitarbeiter der Bereitschaft und mich nach der Schleusung in das Oberwasser, wo man mich festmacht. An eine Weiterfahrt ist wegen der Schmerzen vorerst nicht zu denken.
Am nächsten Morgen der schlaflosen Nacht telefoniere ich mit dem Hafenmeister und 1. Vorsitzenden vom „Erlenbacher Wassersportclubs e.V.“ nur wenige Fluss-Km aufwärts, dem Wolfgang Weber, und erhalte die Zusage, dass ein Gastliegeplatz auch über mehrere Tage bereit stehe.
Da die Lotus durch einen Anstoß an einer Spundwand mit dem Mast, der am Bug weit nach vorne herausragt, Verbiegungen der Mastaufnahme und Ankerhalterung erleiden musste und der filigrane Holzaufbau mit dem Radardom (O-Ton Werftchef Wolf-Dieter Kregehr: Da hamse aber eine schöne Laubsägenarbeit abgeliefert) war wieder Hilfe von Nöten.
Ich habe ein schlechtes Gewissen! Die „Lotus“ hat mich immer sicher überall hingebracht und Schaden von mir abgewendet und ich bin nicht einmal auf Flussfahrten in der Lage, sie davor zu schützen.
Aber in dem Erlenbacher Club hat mir der Chef sogleich ein Vorstandsmitglied, den Dieter Hock, zur Seite gestellt, der sich freundschaftlich um mich kümmert, auch andere Herren dieser fränkisch-netten Art sind sogleich bei den Reparaturarbeiten zur Hand und in der clubeigenen Werkstatt und auf dem Parkplatz vor dem Clubhaus kann alles wieder gerichtet werden, auch die vordere Mastaufnahme mit Dieters Volvo unter Anweisung des Vorsitzenden.
Am Montag früh werden die Schmerzen unerträglich und irgendwas stimmt mit dem Kreislauf mit, der Besuch einer Ärztin führt zur Überweisung in das Helios-Klinikum Erlenbach, weil ihr der zu hohe Blutdruck bei zu geringem Puls nicht plausibel erscheint.
In der Klinik finde ich mich in der Kardiologischen Abteilung wieder.
Es folgen diverse Untersuchungen des Herzens, trotz meiner Hinweise wird auf die Lendenwirbelproblematik nicht eingegangen, erst am Donnerstag will mich eine Unfallchirurgin aufsuchen, wir laufen aneinander vorbei, schade.
Die Tage in der Klinik sind dennoch entspannend, ich bin schmerzfrei. Fazit zur Helios: Man hat sich Mühe gegeben.
Ich vergaß: In der Klinik bricht der Zahnunterbau eines Inlays mitsamt diesem nach Genuss eines Bechers Müsli aus. Okay, mittlerweile nehme ich es mit Fassung.
Noch vor dem Wochenende setzt die versierte Zahnärztin Victoria Gerber im Ort eine perfekte Füllung ein und repariert zudem noch ein Weißheitszahn.
Also, meine Zähne sind okay und mein Herz auch, immerhin.
Ich weiß nicht, ob der Schmetterlingseffekt der Chaostheorie greift, aber ohne die Fehlauskunft der Schleusenzentrale wäre…, man weiß es nicht.
Es könnte aber sein, dass mein Zusammentreffen mit weiteren netten Leuten wie hier in Erlenbach verpasst worden wäre.
Noch ein Fazit: Ab jetzt werden die Etappen gekürzt und die Landschaft genossen! So kann ich auch mehr über das Ambiente berichten statt widrige Umstände aufzulisten.